Morgengrauen
Pia fiel es schwer, zu atmen. Das Herz hämmerte ihr in der Brust und sie spürte jeden einzelnen Schlag, der zwischen ihren Rippen pulsierte. Schweiß rann ihr den Rücken herunter. Brannte auf der von winzigen Kratzern zerschundenen Haut. Durchtränkte ihre Bluse und ließ sie frösteln.
Sie hasste den Wald mit all seinen Sträuchern und Bäumen. Mit den unbekannten Geräuschen und tief hängenden Ästen, die wie gierige Finger nach ihren mittlerweile zerzausten Haaren grapschten. Am liebsten hätte sie sich auf dem moosbewachsenen Boden zusammengerollt, nur um nicht weiter durch dieses Labyrinth zu irren. Aber die Zeit wurde knapp, das wusste sie.
Sie musste hier raus. Dieser eine Gedanke trieb sie voran – trotz des Krampfes, der in ihrer linken Wade tobte, und dem Stechen, das sich ihrer Lunge bemächtigt hatte. Peitschte sie vorwärts, obgleich ihre schmerzenden Beine ihr deutlich zu verstehen gaben, dass sie diesen Gewaltakt nicht mehr lange durchhalten würde. Das rasante Tempo, zu dem sie sich seit mindestens zwanzig Minuten zwang, erschöpfte ihre Kräfte. Und dieser vermaledeite Wald wollte einfach kein Ende nehmen.
Gib auf. Du hast keine Chance ...
»Nein!«, zischte sie; wütend über den gleichgültigen Ton, den ihre innere Stimme an den Tag legte.
Um sie herum raschelte Laub und über ihr stieß eine Eule dumpfe, klagende Rufe aus. Es klang wie geflüsterter Hohn. Passend zum Mond, der als aufgeblähte Sichel am Himmel stand und sie zu verspotten schien. Pia beschleunigte ihre Schritte.
Er ist direkt hinter dir ...
Sie rang den Impuls nieder, sich hektisch umzudrehen.
Er wird dich kriegen ...
»Hör auf!«
Und dann wird er dich töten ...
»Schluss damit!« Die Arme schützend vors Gesicht gelegt kämpfte sie sich weiter durchs Gestrüpp. Dornen kratzten über ihre Wange und Blut tropfte auf ihre Bluse. Sie stöhnte, als die warme, kupfrige Flüssigkeit sich in den Stoff saugte. Sie wollte nicht sterben. Nicht hier. Nicht so.
Ergib dich. Verhandle mit ihm ...
Sie verfluchte sich, dass sie den penetranten Singsang hinter ihrer Stirn nicht zum Schweigen bringen konnte.
Vielleicht lässt er dich laufen ...
Du bist eine Frau. Er ein Mann ...
Appelliere an sein Mitleid ...
»Blödsinn!« Erschöpft sank sie neben den Stamm einer mächtigen Eiche. Dieser Mistkerl würde nicht aufgeben, ehe sie tot zu seinen Füßen lag.
Ihr kamen die Tränen. Warum war sie bloß in den Wald geflüchtet? Sie hätte bei der Straße bleiben sollen. Auf vertrautem Terrain. Ein geschicktes Ablenkungsmanöver, ein schneller Spurt – und sie wäre ihm leicht entwischt.
Oder nicht? Ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. Nein, vermutlich nicht. Freies Gelände bedeutete optimale Bedingungen für seine Armbrust. Und sie bezweifelte, dass er davor zurückschreckte, seine Beute notfalls auch hinterrücks zur Strecke zu bringen. Wahre Jäger kannten die Bedeutung von Fairness nicht.
»Wo steckst du?« Das Dröhnen eines heiseren Basses unterbrach ihre Gedanken.
Panik wallte in ihr auf und sie schaffte es nur mit Mühe, den Schrei zu unterdrücken, der ihre Kehle emporkroch. Diese Stimme existierte nicht allein in ihrem Kopf. Sie war real; und verteufelt nah.
»Spiel keine Spielchen mit mir, Weib.«
Sie presste die Hand vor den Mund, während Schockwellen durch ihren Köper fluteten. Zweige knackten unter seinen Schritten und ein paar kleinere Tiere huschten verschreckt davon. Pia wünschte sich, es ihnen gleichzutun. Weglaufen. Ein Loch buddeln. Sich verkriechen. Stocksteif lauschte sie seinen Bewegungen. Wie hatte er sie einholen können? Eine halbe Stunde Rennerei und trotzdem ...
»Ich finde dich!«
Warum sagte er das? Hatte er sie entdeckt? Nervös versuchte sie, seine Position auszumachen. Er musste irgendwo rechts von ihr sein. Sie verlagerte ihr Gewicht ein Stück zur Seite, darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen. Das unübersichtliche Dickicht machte es schwer, sich zu orientieren.
Pia kniff die Augen zusammen. Drei hohe Tannen säumten den Rand einer Erhebung. Braune Nadeln bedeckten die Erde und bildeten einen makabren Kontrast zu dem sattgrünen Buschwerk mit den roten Beeren. Daneben reckte ein umgestürzter Baum seine Wurzeln ins düstere Firmament.
Klassisches Déjà-vu ...
Meine Güte! Ihr Alter Ego merkte wirklich alles.
Du bist im Kreis gelaufen ...
Und eignete sich hervorragend zum Sadisten.
Das passiert, wenn man hungrig ist ...
Dieser Dialog - Monolog? - nahm allmählich kranke Züge an.
Vielleicht solltest du aufhören, zu fliehen ...
Sie schüttelte sich.
Schleich dich von hinten an ...
Nutze das Überraschungsmoment ...
Pia kaute an ihren Lippen und ballte die Hände zu Fäusten. Die Idee entbehrte nicht einer gewissen Logik.
»Komm raus! Komm raus!«
Sein hämisches Raunen verursachte ihr eine Gänsehaut. Und falls ein Teil von ihr tatsächlich bereit gewesen war, sich ihm zustellen, so verpuffte er in dem Augenblick, da sie ihn vor den Tannen stehen sah.
Er maß knapp zwei Meter. Breite Schulter, Cargo-Hose, Kampfstiefel. Das rabenschwarze Haar, das er zu einem kurzen Zopf gebunden hatte, betonte die harten Konturen seines Kinns. Sie schätze ihn auf Mitte dreißig. Maximal Anfang vierzig. Erfahren, aber fit genug, um sie bis ans Ende der Welt zu hetzen. Die Armbrust hing locker über seiner Schulter und das Nachtsichtgerät verlieh seinen Pupillen einen dämonischen Schimmer. Dieses Drecksding, das ihr den Schutz der Dunkelheit verwehrte.
»Bitte verschwinde«, betete sie stumm.
Keine fünf Meter entfernt lauerte der Killer – begierig, sie seiner Trophäensammlung einzuverleiben. Sie hielt den Atem an und kauerte sich tiefer in den Schatten der Eiche.
»Geh weg! Lass mich zufrieden.« Immer wieder formte ihr Mund diese unausgesprochene Beschwörungsformel.
Er marschierte schnurstracks auf sie zu. Noch vier Meter, drei, zwei. Ihre Finger verkrallten sich derart fest im Stoff ihrer Jeans, dass ein Nagel splitterte.
»Geh weg!« Das Nachtsichtgerät summte und sie roch seinen herben Schweiß. »Lass mich zufrieden.« Ein Windstoß glitt ihr über die erhitzte Haut und der Puls des Monsters beschleunigte sich, als wüsste er, dass seine Beute in der Falle saß. Pia bebte.
Gleich dreht er sich zu dir um ...
Kribbelt deine Nase? ...
Knurrt dein Magen? ...
Holst du zu laut Luft? ...
Ihre Selbstbeherrschung bröckelte.
Sekunden, Minuten, dann tötet er dich ...
Das reichte. Sie gab ein ersticktes Wimmern von sich, stemmte sich hoch und stieß sich vom Stamm des Baumes ab. Der Kopf ihres Angreifers fuhr herum. Auf wackeligen Knien stolperte Pia los. Ihr Magen rebellierte. Vor ihrer Netzhaut flackerten grelle Punkte und verschwommen registrierte sie, wie etwas zischend an ihrem Ohr vorbeisauste.
»Scheiße!«
Ihrer beider Fluch galt dem Bolzen, der sich neben ihr zuckend in die Rinde bohrte. Und es war kaum zu beurteilen, wer von ihnen ihm mehr Energie schenkte. Ihre Motive allerdings unterschieden sich deutlich voneinander. Während aus Pia die blanke Erleichterung sprach, resultierte die Verwünschung des Jägers aus Frustration. Sie fühlte beinahe seine Enttäuschung ob des verfehlten Ziels.
Zumal er sie zum Anlass nahm, sofort ein zweites Geschoss hinterherzuschicken. Es streifte ihren Arm und hinterließ eine klaffende Schnittwunde. Sie keuchte. Ihr wurde schlecht und der Wald fing an, sich zu drehen.
Unsicher wankte sie von ihm weg.
»Bringen wir es zu Ende, Schätzchen.« Gemächlich schlenderte er auf sie zu. Sein Blick – emotionslos und leer wie der einer Statue – drang durch sie hindurch als betrachte er ein niederes Insekt. Bar jeden Interesses.
»Mistkerl!« Als ihre Beine einknickten, spie sie ihm das Wort entgegen und drängte die neuerlichen Tränen zurück. Diesen letzten Triumph wollte sie ihm nicht gönnen. Selbst wenn ihre Eingeweide vor Angst zu Eis gefroren.
»Du wusstest doch, dass ich dich früher oder später erwischen würde.« Seine giftgrünen Augen hinter der Maske musterten sie von Kopf bis Fuß. »Sie rekrutieren ständig jüngeren Nachwuchs, was?« Er löste den Gurt des Nachtsichtgeräts und ließ es locker um den Hals baumeln. »Aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken.«
»Natürlich nicht«, fauchte sie; verwundert über die innere Ruhe, die sie plötzlich einhüllte. »Für euch spielt es keine Rolle, wen ihr abschlachtet!«
»Ich erfülle meine Pflicht. Weiter nichts.«
»Dann sei stolz auf dich. Du hast ein Mädchen erlegt. Die Welt schuldet dir Dank, großer Krieger!«
»Spar dir das Theater.« Er richtete die Armbrust auf Pia. »Du bist so sehr ein Mädchen wie ich ein Poet!«
»Arschloch!« Unvermittelt schnellte ihr Fuß nach oben und trat ihm die Waffe aus der Hand.
»Verdammt! ...«
Zu einer ausführlicheren Bemerkung gab sie ihm keine Gelegenheit. Mit dem Mut der Verzweiflung rappelte sie sich auf. Rammte ihm das Knie in die Magengrube und rannte, was das Zeug hielt. Äste schlugen ihr ins Gesicht. Flechten und Wurzeln bremsten ihren Lauf. Mehrmals verlor sie auf den feuchten Blättern das Gleichgewicht.
»Ich kriege dich!« Ihr persönlicher Todesengel kochte vor Hass. »Du dreckiger Vampir!!!«
Auf wundersame Weise verlieh ihr sein zorniges Brüllen Kraft. Denn Pia war klar, dass dieser spärliche Sieg ihr lediglich eine Schonfrist einräumte. Er würde nicht aufgeben; dafür war der Abscheu, den er ihrer Spezies gegenüber hegte, zu gewaltig. Sollte sein Versuch sie zu töten ihr das nicht begreiflich gemacht haben, taten es nun die Drohungen, die sie durchs Unterholz verfolgten.
»Ich schicke dich zur Hölle! Elender Blutsauger!«
Mit Inbrunst hallten die Worte zwischen ihren Schläfen hin und her. Verloren nichts an Intensität, obwohl sie langsam abflauten. Bis sie nach einigen Minuten verebbten. Trotzdem erlaubte sich Pia erst stehen zu bleiben, als das Seitenstechen sich zu einer schier unerträglichen Qual ausgewachsen hatte.
Die Lippen zu einem dünnen Schlitz verengt sackte sie auf das weiche Moos und holte pfeifend Atem. Diese Nacht entwickelte sich zu einem echten Albtraum.
Du zögerst das Unvermeidliche nur hinaus ...
Du weißt, er ist weiterhin da draußen ...
Gönnte ihr diese Stimme denn gar keine Verschnaufpause?
Scheint, dein ewiges Leben beschränkt sich auf sechs Monate ...
Sie verzog den Mund bei der Vorstellung, dass ihr Dasein von derart kurzer Dauer sein sollte. Ein halbes Jahr! Das war nicht gerecht.
Darum gehen schlaue Mädchen nie allein auf Jagd ...
»Sei still!« Sie presste eine Hand auf die Stirn.
Scheiße, sie hatte davon gehört, dass geschwächte Vampire manchmal von den Geistern ihrer Opfer heimgesucht werden. Aber als imaginäre Stimme? Konnte das sein? Bislang hatte sie dieses Geschwätz ganz allgemein für ein Gerücht gehalten. Für eines jener Schauermärchen, das man Grünschnäbel wie ihr gerne auftischte, damit sie nicht vergaßen, den Alten gebührenden Respekt zu zollen.
Und jetzt? Sie seufzte bitter. Jetzt traktierte sie entweder der Beweis ihres Irrtums oder sie redete mit der akustischen Projektion ihres eigenen Wahnsinns.
Bleib hier sitzen. Warte auf die Sonne ...
»Nein!« Resolut riss sie einen Ärmel von ihrer Bluse und wickelte ihn straff um die klaffende Wunde »Ihr könnt mir diesen Müll einflüstern, solange ihr wollt ... Ich gebe nicht auf!« Schwankend erhob sie sich und presste den dumpf pochenden Arm an ihren Bauch. Sie würde kämpfen. Weitermarschieren, aus diesem Wald herausfinden, ihren Durst stillen und die mickrigen sechs Monate in ein Jahrhunderte währendes Leben verwandeln. Sie würde heute Nacht nicht sterben!
Doch ungeachtet aller Entschlossenheit nahte der Morgen. Die Schwärze wich der grauen Dämmerung und der Mond verblasste. Die wohltuenden Schatten, die die Wipfel spendeten, mischten sich bereits mit fahlen Flecken. Erste Fetzen von Frühnebel waberten auf. Und nirgends der Hauch einer Versteckmöglichkeit. Sie musste sich beeilen.
»Wetterseite ...«, murmelte sie. »Zeigt nach Osten ... oder nach Westen?«
Versuchst du dich als Pfadfinderin? ...
Sie ignorierte das boshafte Gewäsch und konzentrierte sich auf die Bäume zu ihrer Rechten. Die Hälfte der Rinde trug eine deutlich grüne Färbung. Sie berührte die kühle, leicht schmierige Oberfläche.
Leck daran. Eventuell verrät dir der Moder die Himmelsrichtung ...
Wen interessierte die? Es war völlig egal, ob sie nach Osten oder Westen lief - Hauptsache sie wanderte nicht ziellos im Kreis umher.
»Wetterseite!« Von neuer Hoffnung beseelt huschte Pia zu einer Gruppe Tannen. Auch dort präsentierte sich der von Regen und Wind geschaffene Kompass.
Respekt! Wer hätte dir das zugetraut? ...
Verblüfft über das Kompliment kniff sie die Augenbrauen zusammen.
Leider, leider. Zu spät, zu spät ...
Sie schaute in den Himmel. Helligkeit kroch heran. Silbernes Anthrazit tünchte die Leinwand und ihre Pupillen verengten sich zu Stecknadelköpfen. Ihr Nacken kribbelte. Ihr Puls raste im Rhythmus eines überspannten Uhrwerks.
Du wirst verglühen, kleine Vampirbraut ...
»Nein, nein, nein!« Pias Verstand überschlug sich. Und wieder begann sie, zu rennen.
Verglühhhhhen ...
Sie flog fast. Trieb ihre müden Beine zur Höchstleistung an. Berührte im Vorbeieilen die Stämme. Orientierte sich an der glitschigen Patina. Ihre ausladenden Schritte durchbrachen Gestrüpp.
»Ich schaffe es. Ich ...«
Jäh verstummte der Gedanke, als sich ihr Fuß in einigen Klettensträngen verfing. Einen spitzen Schrei ausstoßend, ruderte sie mit den Armen. Aber sie konnte den Sturz nicht mehr abfangen. Im Bruchteil einer Sekunde sah sie den Waldboden auf sich zukommen, bevor ihr die Wucht des Aufpralls sämtliche Luft aus den Lungen quetschte. Blitze zuckten hinter ihrer Netzhaut auf und sie hörte das Brechen von Knochen, noch ehe ihr der Schmerz durch die Nerven fuhr.
Das war´s ...
Tränen schossen ihr in die Augen.
Verabschiede dich von dieser Welt ...
Sie rollte sich zur Seite und umklammerte ihren Knöchel.
Monsterkind mit Blut am Mund, dein Grab sei dieser Tannengrund ...
Der Wind frischte auf. Eine Ratte kreischte, als ihr ein hungriger Raubvogel die Krallen ins Fell schlug. Erdiger Geruch schlängelte sich ihre Nasenflügel entlang. Und von irgendwoher nagte Licht an ihren geschlossenen Lidern.
Licht, das sie nicht versengte!
Mit einem Ruck setzte Pia sich auf und rieb mit dem Handrücken über ihre Augen. Ja! Jenseits des trüben Schleiers vermeinte sie, ein beleuchtetes Fenster zu erkennen.
»Bitte ...« Wie ein Schiffbrüchiger, der nach einem Rettungsring greift, schwankte sie auf den warmgelben Schein zu. Kriechend und humpelnd, den Blick eisern auf das rettende Ufer geheftet. »Lass es keine Täuschung sein ...«
Es war keine Täuschung. Die Dichte der Baumreihen nahm ab. Die Lücken verbreiterten sich; und wo die Öffnungen den schwindenden Wald markierten, leitete sie der stetig wachsende Lichtkegel aus dem Labyrinth. Hartnäckig schleppte sie sich voran. Das Unterholz teilte sich. Wich zurück. Gab die Sicht frei auf eine ebene Fläche mit wogendem Getreide. Auf eine Felderlandschaft, dessen fruchtbare Mitte ein Bauernhof mit beleuchtetem Fenster zierte.
»Danke!« Ihr erleichtertes Hauchen mischte sich mit dem Knacken von Zweigen.
Zögernd wand Pia sich um.
»Ich sagte doch, ich kriege dich.« Breite Schultern und Kampfstiefel lösten sich aus dem Grün.
»Ja, das sagtest du.« Sie nickte matt.
»Und ich pflege, meine Versprechen zu halten.«
»Der Jäger hetzt seine Beute, bis einer von beiden stirbt. Anders darf es nicht enden, oder?«
»Nein.« Er richtete die Armbrust auf Pias Herz.
»Du hast gewonnen.« Sie breitete resigniert die Arme aus.
Sein Gesicht zeigte nicht die geringste Regung.
»Wirst du mich jetzt töten?«
Beinahe unbemerkt schüttelte er den Kopf. Dann ließ er die Waffe sinken und wies auf eine unbestimmte Stelle hinter ihr. Pia straffte die Schultern und drehte sich um. Kurz darauf erschien ein bitteres Lächeln auf ihren Lippen.
Dem schmalen Streifen, an dem sich Horizont und Himmel vereinten, entstieg ein verwaschenes Rot.
Sonnenaufgang.
(Erschienen in der Anthologie »Kalt glimmen die Sterne - Vampirgeschichten«, Sphera Verlag 2011)