Shivas Schreibtipps Spezial
Eine Geschichte lebt hauptsächlich von zwei Elementen: von der Handlung und von den Protagonisten. Beide sind wichtig, aber wir widmen uns für dieses Mal den Personen, die dem Ganzen erst Leben einhauchen. Den Helden und Schurken, den Männern und Frauen, den Menschen, Tieren und Fantasiewesen, den Hauptdarstellern und Nebenfiguren. Beziehungsweise der Frage, wie man sie möglichst gelungen darstellt.
Wobei ich das Wort »gelungen« eigentlich diskussionswürdig fände. Denn was genau heißt das? Dass sie realistisch wirken? Bunt? Ausgefallen? Einprägsam? Tja vermutlich von allem etwas. In welchem Mischungsverhältnis, hängt vom Plot ab. Deshalb mag jeder für sich entscheiden wie, wann und ob er einen der folgenden Tipps für sich gebrauchen kann …
Menschen besitzen Persönlichkeit und Tiefe.
Also gib deinen Figuren Charakter. Eine Lebensgeschichte, Hobbys und Angewohnheiten. Das müssen nicht immer gleich die großen Traumata aus der Kindheit oder heimliche Kontakte in die BDSM-Szene sein. Auch (und vielleicht gerade) die kleinen Spleens wie ein Faible für grüne M&Ms verleihen ihnen Farbe. Nicht die Braunen, die mag ja jeder!
Lass sie außerdem verschiedene Facetten haben
Echte Leute sind nie schwarz-weiß. Selbst der finsterste Finsterling hat eine weiche Seite. Eventuell streichelt er ja gern Hundewelpen, bevor er Agenten in geheimer Mission foltert.
Verpass den Personen in deiner Story gute Namen.
Sie sollten sich der Übersichtlichkeit halber deutlich voneinander unterscheiden, glaubhaft und treffend sein – Ausnahmen bestätigen die Regel. Sie können alles und nichts verraten oder in die Irre führen. Näheres zu dem Thema findet ihr in Shivas Schreibtipp #3: Nomen est omen.
Schaffe Sympathie für deinen Protagonisten und Abneigung für den Schurken
Falls du es unkonventionell bevorzugst, gern auch anders herum. Hauptsache, es geht dem Leser nicht völlig am Popöchen vorbei, was mit ihnen geschieht. Mit anderen Worten … Wir wollen alles außer Langweiler. Hier können ebenfalls die grünen M&Ms helfen.
Sorge dafür, dass man sich die Person optisch vorstellen kann.
Du musst nicht bis zur letzten Sommersprosse jedes Detail beschreiben; gib der Fantasie einfach ein paar Eckdaten wie beispielsweise Haarfarbe, Größe, Stimme, Kleidungsstil. Das geht ganz konventionell mit den üblichen Adjektiven oder …
- Zeichne Bilder.
»Er war ein Riese – abgesehen von seinem Kopf, der auf dem Hals thronte wie eine winzige Kirsche auf einem Eisbecher.«
- Bedien dich ruhig mal bei Filmen, die jeder kennt.
»Er hatte dunkles verfilztes Haar, das ihm über die Schultern hing und trug dazu einen altmodisch anmutenden Mantel. Sein Gang war schwankend und in seinem unsteten Blick lagen einige Promille.« Alternativ in der filmischen Kurzfassung: »Er erinnerte in Aussehen und Bewegungen an Captain Jack Sparrow.
- Verwende bei Bedarf Stereotype.
Gerade für Nebenfiguren und Statisten bietet es sich an, auf vertraute Rollen zurückzugreifen. Das geht schnell und lenkt nicht vom eigentlichen Geschehen ab. »Sie sah aus, wie man sich eine typische Kekse backende Oma eben so vorstellte.«
Hol dir Inspiration aus dem Leben.
Jeder hat doch schrullige Verwandte oder nervige Nachbarn, kennt nette Apotheker und garstige Postboten, hat Erinnerungen an gemeine Lehrer und unvergessliche Jugendfreunde. Leih dir bestimmte Merkmale von ihnen aus. ABER am besten sparsam – respektive wenigstens so, dass besagte Personen nicht irgendwann wutentbrannt auf deiner Matte stehen.
Das sollte erst einmal genügen. Spielt schön Doktor Frankenstein und erschafft neues Leben. Viel Spaß!