Shivas Schreibtipp #10: Auf andere Weise

»Er öffnete das Fenster, spuckte übers Balkongeländer  und verfluchte den Morgen.« Das wäre die wohl mieseste Art einen Tag zu beginnen und gleichzeitig die klassischste Methode eine Story zu konstruieren. Dritte Person Vergangenheitsform. Kennt man. Mag man. Trifft man am häufigsten. Welche Varianten gibt es noch?  Ziemlich bekannt sind außerdem der Ich-Erzähler oder die inzwischen aus der Mode gekommen Du-Form-Präsens (in den 80ern gern für Spielebücher verwendet). Damit lässt sich schon mal variieren.

Wenn ich sage, schreib auf andere Weise, denke ich allerdings einen Schritt weiter. Schließlich muss eine Handlung nicht zwingend aus einer Abfolge von Ereignissen bestehen. Man kann sie ebenso gut als Brief oder Dialog darstellen, als Formular, Rezept oder fiktiven Gesetzestext (zu Letzterem findet ihr übrigens auf meiner Homepage ein recht ausgefallenes Beispiel: Protokoll Phönix blau).

Besonders geeignet für solche Abweichungen von der Norm sind Kurz- und Kürzestgeschichten. Bei einem Roman ist es vermutlich ratsamer, nur einige Passagen außergewöhnlich zu gestalten – auf Dauer wird es sonst eventuell anstrengend. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.  Ihr seid dran. Haltet die Augen offen, die nächste Inspiration wartet vielleicht auf dem Rücken einer Cornflakes-Schachtel.


„Ich bin beschäftigt …“